„Legastheniker
entwickeln eine ganz bestimmte Intelligenz. Sie suchen Lösungen. Das macht
kreativ. [...] weil ich dreidimensional und in Bildern denke. Diese Art zu denken
entspricht übrigens vollkommen meiner Arbeit auf der Bühne. [...]
Unser Problem ist eigentlich gar keins. Sondern eine außergewöhnliche
Begabung. Das lineare Denken der anderen hat uns zu Problemfällen gemacht.
[...] Gemessen wird an einem digitalen Programm. Ein Buchstabe folgt dem anderen
- wie langweilig. Dreidimensional zu denken bedeutet, eine andere Auffassung
von den Dingen und der Welt und ihren Möglichkeiten zu haben. [...] Wenn
ein Schulsystem einen Legastheniker nicht blockiert, ist er meistens kreativ,
erfolgreich, ein Künstler. [...] Die Schule muss ihm aber vor allem bewusst
machen, daß er Begabungen hat, die weit größer sind als die
so genannten Fehler.“ Im Gespräch: Samy Molcho mit Monika Goetsch
1
Vor dem Hintergrund der vielfältigen Talente verlieren die Schwächen
an der für den Schulalltag oft üblichen Relevanz, insbesondere wenn
die Institution Schule ihren Beitrag leistet und ihre Möglichkeiten nutzt,
adäquate Rahmenbedingungen für LegasthenikerInnen zu schaffen. Im
Sinne einer psychohygienischen „Umwegrentabilität“ können
dann Talente gepflegt, Erfolgserlebnisse erfahrbar und gesundes Selbstwertgefühl
entwickelt werden.
Geht man davon aus, dass legasthene Probleme ihre Wurzeln u.a. in einer besonderen
Art der Wahrnehmung haben, so verstärkt das einerseits das Verständnis
für die Tatsache, dass in künstlerischen Berufen, aber auch in jenen
der Informationstechnologien eine hohe